Der Vorstand der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Psychosoziale Onkologie e.V. – dapo – möchte mit dem diesjährigen Tagungsthema zu Gesprächen und ausgiebigen Diskussionen über ein Thema anregen, das bereits omnipräsent ist. Dieser scheinbare Gegensatz ist schnell aufgelöst: Findet sich das Thema „Liebe und Sexualität“ in allen Köpfen, in der Literatur, der Werbung, der Glücksforschung und an zahlreichen anderen Orten, so wird es doch in der beratenden und therapeutischen Situation noch immer sehr zurückhaltend behandelt.

Im unglücklichen Konsens mit den Betroffenen verleugnen wir bereitwillig die Relevanz des Themas, zieren uns und besprechen es erst dann, wenn es nicht mehr anders geht. Noch immer sind Scham und diffuse Befürchtungen spürbar und behindern von beiden Seiten her den Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung. Die unaussprechliche Erkrankung zieht Probleme nach sich, die ihrerseits unaussprechlich scheinen – ein circulus vitiosus, aus dem eine offene Kommunikation, die sich in Behutsamkeit übt und ein respektvolles Miteinander pflegt, hinausführen kann.

In der Situation der existenziellen Bedrohung begegnet uns das Phänomen der sozialen Einengung. Der Bekannten- und Freundeskreis schrumpft und damit die Möglichkeiten des Austausches, die liebenden Beziehungen werden in ungewohnter Weise belastet, das Schwere nimmt dramatisch zu, das Lockere und Lösende verliert zunehmend an Boden. Zeiten von Krebs sind Zeiten der Verluste, körperlich, psychisch und zwischenmenschlich. Sexuelle Funktionsstörungen eröffnen uns in beeindruckender Weise den Blick auf die mannigfaltigen Funktionen von Sexualität, häufig auch auf die Qualität von Beziehungen.

Unsere Aufgaben sind es, geübter, gewohnter, unbefangener und freier mit dem Thema umgehen zu können und den von uns Begleiteten darin ein Stück voraus zu sein, Raum zu geben, auch Delikates und Schambesetztes anzusprechen und für die übende Kommunikation Beispiel zu sein und solche zu vermitteln.

Einen Teil der dafür notwendigen Kompetenzen wollen wir mit der anstehenden Tagung gemeinsam erarbeiten, wir wollen Relevantes zum Thema hören, eigene Möglichkeiten üben und verstärken und uns im gegenseitigen Austausch der uneingeschränkten Besprechbarkeit des Themas versichern. Wir wollen mit der Entscheidung für das lebensbestimmende Thema Sexualität Mut machen, den Umgang damit aufzulockern und einiges in Bewegung bringen.

Lassen Sie sich überraschen, wir freuen uns auf Sie!

Ihr Vorstand

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