Leitbild der dapo

A. Leitsätze

1.   Selbstverständnis, Selbstreflexion

Die dapo versteht sich als Fachgesellschaft der psychoonkologisch Tätigen mit dem Ziel, die Psychoonkologie als unabdingbare Säule der Behandlung von Krebsbetroffenen zu etablieren. Ihre Mitglieder verpflichten sich zu kontinuierlicher Qualitätssicherung durch Fortbildung und Reflexion des eigenen Handelns. Die dapo nutzt die Synergien, die aus der Zusammenarbeit der verschiedenen Professionen in der Psychoonkologie entstehen. Die dapo bietet Raum für Selbstfürsorge und spirituelle Sinnfragen („spiritual care“).

2.   Werte

Die dapo steht ein für multiprofessionelle Offenheit in der psychosozialen Onkologie und stärkt die Selbstfürsorge aller Beteiligten auf der Grundlage eines vertrauensvollen und wertschätzenden Miteinanders.

3.   Grundsätze

Die dapo orientiert sich bei der Förderung und Entwicklung der psychoonkologischen Tätigkeit im Sinne des Erhalts von Lebensqualität an den Grundsätzen einer selbstbestimmten Lebensführung.

4.   Kooperation/Vernetzung

Die dapo kooperiert mit anderen Verbänden, Gesellschaften, Arbeitsgemeinschaften und Gremien der psychoonkologischen Versorgung, die sich einer wissenschaftlich fundierten Therapie der Krebserkrankungen verschrieben haben. Die dapo fördert die Vernetzung unter den Berufsgruppen, regional und bundesweit, setting- und sektorenübergreifend. Ziel der Vernetzung und Kooperation ist es, die Qualität der psychoonkologischen Angebote zu sichern und zu verbessern.

5.   Aufgaben

Die dapo wirkt als Plattform, Impulsgeberin, Organisatorin und Informationsvermittlerin. Sie bietet für psychoonkologisch Tätige und Interessierte den Rahmen zur Vernetzung und  Begegnung. Dabei steht die Ressourcenorientierung im besonderen Fokus. Die dapo widmet sich in Kooperationen der qualifizierten psychoonkologischen Aus-, Fort- und Weiterbildung.

6.   Zukunftsorientierung

Die dapo fördert aktiv die flächendeckende und bedarfsgerechte psychoonkologische Versorgung auch unter Einbeziehung neuer Medien. Sie ist offen für die Entwicklungen der patientenorientierten Tumormedizin und unterstützt nachhaltig die Partizipation und die Prävention.

B. Erläuterungen

Ad 1.

Die Krebstherapie besteht aus verschiedenen Säulen (Chirurgie, Chemotherapie, Strahlentherapie und Komplementärmedizin). Die Psychoonkologie bildet als fester Bestandteil eine unabdingbare Säule.

Die Qualitätssicherung soll auf den aktuellen Leitlinien und best clinical praxis beruhen.

„Spiritual care“ ist die Organisation spiritueller Begleitung. Sie ist die gemeinsame Sorge für die aktive Teilnahme und Teilhabe an einem als sinnvoll erfahrenem Leben (biografisch, sozial, familiär und religiös). (Traugott Roser)

Ad 2.

Die Grundlage eines vertrauensvollen und wertschätzenden Miteinanders beinhaltet eine konstruktive Konfliktkultur. Im Umgang miteinander und im Umgang mit anderen Berufsgruppen, sowie Betroffenen und Zugehörigen ist uns die Wahrung der Würde des Menschen, sowie Respekt und Wertschätzung vor der Einzigartigkeit jedes Individuums und seiner Bedürfnisse ein zentrales Anliegen. Eingerahmt wird dies vom Verständnis der Salutogenese, die nicht nur die Arbeit mit anderen Menschen prägt, sondern die auch unser Anliegen in der Selbstfürsorge unserer Profession ist.

Ad 3.

Zur Autonomie des Patienten

Selbstbestimmte Lebensführung schließt ein:

  • Schutz der Autonomie des Schwachen auf Lebenszeit gegenüber Manipulation, Indoktrination, Übervorteilung, Desinformation, Verweigerung der Kommunikation und Information, und gegenüber Datenmissbrauch.
  • Kein Handeln ohne Auftrag und Einwilligung, die jederzeit rückgängig gemacht werden können.
  • Umfassende und verständliche Information über die vorgeschlagenen Behandlungswege, Beurteilungen, Begutachtungen, in Fällen von Priorisierung etc.
  • Grundsätzliche informationelle Selbstbestimmung.
  • Zuziehung einer Ethikkommission im Falle der Unklarheit über den Patientenwillen.

Zu Therapieziel: Lebensqualität

Lebensqualität als oberstes Therapieziel:

  • Ziel ist es, den Patienten dabei zu helfen, seine Vorstellungen von Lebensqualität zu erkennen und zu verdeutlichen und
  • Bei der Verwirklichung dieser eigenen Vorstellungen zu unterstützen.
  • Dies ist nur unter der Voraussetzung einer möglichst intakten körperlichen, seelischen und geistigen Verfassung möglich (also idealerweise in Abwesenheit von somatischen und funktionellen Einschränkungen aller Vitalbereiche, insbesondere aber der der Gehirnfunktionen). So schränkt z.B.  jegliches Schmerzgeschehen und jegliche psychische Komorbidität die genannten Voraussetzungen ein.
  • Daraus ergibt sich, dass der Zugang zu therapeutischen Hilfen gegen diese Einschränkungen grundsätzlich jederzeit jeder Person offen stehen muss.

Ad 4.

Zu den verschiedenen Verbänden, Gesellschaften, Arbeitsgemeinschaften, und Gremien der psychoonkologischen Versorgung gehören: PSO, ASO, BAK, LAG, ATO, DKG, DKH, WPO…

Dieses Netzwerk wird über die dapo-Mitglieder kontinuierlich ausgebaut.

Wichtige Organe für diese sektorenübergreifende Arbeit zu den aktuellen Themen sind die dapo-Tagung, die Beiräte, die Homepage der dapo und die delegierten Sprecher der Berufsverbände vor Ort.

Ad. 5

Ein wichtiger Schwerpunkt der dapo-Aufgaben besteht in der Vorbereitung und Durchführung einer jährlichen, attraktiven Jahrestagung, die sowohl Mitglieder als auch interessierte  Gäste ansprechen sollte. Thematisch greift sie dabei verschiedene gemeinsame Themen auf, die alle Berufsgruppen innerhalb der dapo berühren (z.B. auch Themen wie „spiritual care“ oder „palliative care“ o.ä.)

Im Vordergrund stehen bei dieser Tagung der Austausch untereinander, die Auseinandersetzung und Diskussion um aktuelle und grundsätzliche Themen – aber ganz besonders auch die Stärkung der Selbstfürsorge unter Nutzung aller vorhandenen Ressourcen. Dies nicht zuletzt durch einen ganz bewussten konzeptionellen Umgang mit Zeit und Zeitrahmen, der genügend Raum zur Entwicklung von Ruhe geben kann und gemeinsames Nachspüren ermöglicht.

Die dapo unterstützt alle Vernetzungen von Mitgliedern untereinander, sie sorgt aber auch für eine zeitnahe Beantwortung von Fragen an das Sekretariat oder den Vorstand.

Die dapo sieht sich als Vernetzerin in Bezug auf andere in der Onkologie Tätige, Politiker und andere Entscheidungsträger, besonders auch  im Kontakt mit den Mitgliedern und Aktiven der PSO.

Die dapo möchte Impulse geben in die gesellschaftliche Debatten, in politische Gremien, in die Öffentlichkeit.

Ihre praxisrelevanten Erfahrungen können wichtige Impulse für Forschungsvorhaben bilden.

Die dapo sieht es als Aufgabe an, vorhandene Informationen weiter zu geben. Dies gilt sowohl für den internen Informationsfluss, als auch für Informationen nach außen.

Sie unterstützt in Kooperation mit der WPO qualitätsgesicherte Aus- Fort,- und Weiterbildungen psychoonkologisch Tätiger.

Sie erleichtert Ratsuchenden durch entsprechende aktuelle Dateien den Zugang zu psychoonkologischen Angeboten.

Die dapo unterstützt, mit ihren Möglichkeiten, die Stellenvermittlung in Tätigkeitsbereichen der psychosozialen Onkologie.

Ad 6.

Die dapo nutzt neue Medien (Online-Repräsentanz, -Portale, -Netzwerke und die damit verbundenen Publikationsmöglichkeiten) zur Verfolgung satzungsgemäßer Ziele. Sie unterstützt nach entsprechender Prüfung der inhaltlichen und fachlichen Konsistenz moderne Formen von netzgestützten Beratungen und Therapien und kooperiert mit deren Anbietern, sofern eine Erweiterung und Verbesserung der psychoonkologischen Versorgung erkennbar ist.

Die dapo sieht die Weitergabe ihrer spezifischen Werte und  Haltungen an zukünftige Berater- und Therapeutengenerationen als ein vorrangiges Ziel an und wirbt aktiv um neue Mitglieder. Ein besonderer Schwerpunkt stellt der Bereich der Berufsanfänger dar.

Die dapo passt ihre Vorstellungen von psychoonkologischer Qualifikation laufend den sich verändernden medizinischen, psychotherapeutischen, politischen und psychosozialen Rahmenbedingungen an und schafft Möglichkeiten für bestehende und potenzielle Mitglieder, sich nachhaltig zu orientieren und fortzubilden. Hierzu behält die dapo aktuelle Entwicklungen nicht nur in der Beratung und Psychotherapie, sondern insbesondere auch der Krebsmedizin im Blick und stellt sich mit Hilfe von öffentlicher Präsenz auch den daraus resultierenden ethischen Fragen.

Durch die Unterstützung von Beratern und Psychotherapeuten im weiteren Sinne erreicht die dapo mittelbar eine Verbesserung der Partizipation der Tumorbetroffenen bei moderner Krebstherapie. Die Prävention sieht die dapo als in der Zukunft noch intensiver aufzusuchendes Arbeitsfeld an. Die positive Beeinflussung von psychischen und psychosozialen Tumorfolgen im Sinne einer Tertiärprävention soll noch deutlich ausgebaut werden, der notwendige Anteil der Psychoonkologie an der Sekundärprävention (Einflussnahme auf den Verlauf von Krebserkrankungen) soll durch das Wirken der dapo in der Zukunft mehr Publizität erlangen und vermehrt ins Bewusstsein aller Beteiligten gerückt werden.

(Mitwirkende: Jutta Beckerle, Christian Franzkoch, Manfred Gaspar, Ruth Hirth, Karine Kau, Kerstin Lach, Sabine Malinka, Urs Münch, Klaus Röttger, Annkatrin Rogge, Erhard Schneider, Thomas Schopperth, Alf von Kries, Andreas Werner, Peter Weyland, Sabine Wörner-Fischer)